Technik

In dieser Abteilung versuche ich euch auf einfache Art und Weise meine Arbeitsweise zu erklären.

 

Meine Bilder von den Insekten und Pilze sind alles samt Stacking Aufnahmen, bis auf ein paar wenige Einzelaufnahmen mit dem 70-200 Tele oder dem 105 Makro machte, vor allem die schnellen Insekten am Tage.

 

Nun, was ist Stacking.

 

Die Stacking Methode ermöglicht es mir ein Motiv in seiner Gesamtheit von ganz vorne bis nach hinten «knacke» scharf in «allen Details» zeigen zu können. Stellt euch zum Beispiel einen Laib Brot vor und nun schneidet den in Scheiben. Diese Scheiben sind «symbolisch» meine Aufnahmen die ich mache wenn ich durch das Motiv «Stacke». Wenn ich die Brotscheiben/Bilder wieder zusammensetze, habe ich den ganzen Brotlaib komplett in der Schärfe.

Normal macht man ja eine Aufnahme mit einer entsprechenden Blende. Diese Blende hat eine bedingte Tiefenschärfe und dann geht das Motiv über in den Unschärfeverlauf. Auch diese Art der Fotografie ist wunderschön. Doch ich möchte die Wunder der Natur mal ganz in allen Details zeigen und so mache ich mehrere Aufnahmen von einem Motiv während dessen ich den Schärfepunkt/ Schärfeebene verschiebe.

Wie geht das nun. Ich arbeite ausschliesslich von Hand mit einem Makroschlitten, also kein Focus bracketing von der Kamera (Mehr dazu etwas später).

 

Auf einem Stativ habe ich ein Makroschlitten mit einem Feintrieb und darf die Kamera. Zum auslösen der Bilder benutze ich einen Fernauslöser. Als erstes suche ich den Punkt, an dem ich anfangen möchte das Motiv zu fotografieren, zum Beispiel ein Schmetterling, den fordern Fühler. Kurz vor den Fühler lege ich die erste Schärfeebene an, dass ich den Anfang auch sicher drin habe. Dies kann ich durch den Feintrieb genaustens einstellen. Dann löse ich eine Aufnahme aus, nun verschiebe ich mit dem Feintrieb die Kamera auf dem Makroschlitten etwas nach vorne und mache wider eine Aufnahme und das wiederhole ich so lange bis ich durch das ganze Motiv durch bin.

Jetzt, denk ihr wohl, dass das sehr lange dauert, so ein Vorgehen. Doch ich habe mir eine Technik aneignet, die es mir sehr vereinfachte. Indem ich mit der linken Hand den Feinantrieb langsam drehe und so sich die Kamera nach vorne bewegt, bediene ich mit der rechten Hand den Fernauslöser synchron. So gelingt es mit ca. 3-4 Bilder in der Sekunde mit dem Fernauslöser zu schiessen und mit dem Feintrieb kann ich ca. 100 Bilder Pro/Millimeter machen (neu seit dem Frühling 2023 habe ich den Castel-M), je nachdem was es braucht. Dies ist ein fliesender «Synchroner Ablauf von beiden Händen».

Die Anzahl der Bilder und Abstände hängen von der Blendenwahl ab.  Und hier ist es sehr wichtig die richtige Blende zu wählen. Ich nehme dazu die «Bestmögliche Blende» für das entsprechende Objektiv. Bei meinem normalen 105 Sigma ist das die F4. Diese Blende ermöglicht es mir, die «bestmögliche Abbildungsschärfe» zu erreichen, was für mich sehr wichtig ist. Es ist nicht empfehlenswert die Blende zu sehr zu schliessen, um so mehr Tiefenschärfe zu bekommen, um dann weniger Aufnahmen machen zu müssen, den dann verliert man an Abbildungsschärfe und kommt sehr schnell in die Beugeunschärfe hinein. Bei meinem Lupenobjektiv dem Canon MP-E 65 bei dem ich bis in den Abbildungsmaßstab 5:1 gehen kann, ist die bestmögliche Blende noch wichtiger und das bei jedem einzelnen ABM. Durch viel Testaufnahmen habe ich die optimalen Blenden gefunden und halte mich "strikte" immer daran. Zudem gewährleisten sie mir auch, dass die Halo und Artefaktbildung sehr gering bleiben.

 

Was die Abstände der einzelnen Aufnahmen anbelangt, muss man so vorgehen, dass sich die Schärfeebenen immer überlappen ca. einen Drittel. Ich habe da Tests gemacht, bei denen ich einige Motive versaute, weil ich zu weite Abstände wählte, um nicht so viele Aufnahmen machen zu müssen, doch das sah man dann zb. sehr schnell in den Fassettenaugen der Insekten. Ich stellte auch fest, dass wenn ich kleinere Abstände machte, obwohl die Theorie sagt zb. dass ich anstatt 4 nur 2 Bilder machen muss, für die entsprechende Strecke, meine Aufnahmen Detailgenauer werden. Daher mache ich immer mehr Aufnahmen als nötig sind. Bei Vergleichen mit ähnlichen Stacking Aufnahmen, von anderen Fotografen sehe ich immer wieder, dass sich der kleine Mehraufwand für mich gelohnt hat.

 

Hier passt sicher der Spruch «was ist Theorie, wenn es gehen soll und es geht trotzdem nicht……»

 

Deswegen gehe ich fast immer bis zu einem ABM von 3:1 mit ca. 6 Bilder/mm durch das Motiv und bei 4-6:1 mit 8-10 Bilder (ca. 0.1mm Schritten) mehr geht bei meinem Castel Q Makroschlitten mit Feintrieb nicht, doch beim neuen Castel-M (der kommt im April 2023 raus) der kann sogar in 0.01mm Schritten arbeiten, was dann sehr interessant im ABM 5-6:1 ist, da kann ich dann noch genauer die Details einfangen. Und wenn man bedenkt das, dass Lupenobjektiv dass ich benutze, das Canon MP-E 65 bei 5:1 eine Tiefenscharfe von nur 0.05 mm hat, freue ich mich schon auf den neuen Makroschlitten.

Was sagt ein Abbildungsmassstab (ABM) aus.

 

Jedes Objektiv hat seinen Festen ABM. Doch mein Lupenobjektiv das Canon MP-E 65 nicht, hier kann ich den ABM von 1:1-5:1 Einstellen, mit einem Zwischenring auch bis zu 6:1, verliere aber dabei etwas an Abbildungsschärfe deswegen benutze ich das nur sehr selten.

 

Um für euch den ABM etwas besser darzustellen, nehmt doch mal einen Massstab zu Hand…….habt ihr einen? …Ok…….. und nun könnt ihr anhand der unterstehenden Tabelle erkenne wie klein das Motiv ist.

 

Ich arbeite mit einer Vollformat Kamera, da ist der Sensor in der Breite 36 mm

 

Das heisst also bei ABM 1:1 beträgt die Bildbreite/Bildausschnitt, den ihr auf eurem Bildschirm seht, gerade mal 36mm.

 

Bei ABM 2:1 beträgt die Bildbreite/Bildausschnitt, den ihr auf eurem Bildschirm seht, gerade mal 18mm.

 

Bei ABM 3:1 beträgt die Bildbreite/Bildausschnitt, den ihr auf eurem Bildschirm seht, gerade mal 12mm.

 

Bei ABM 4:1 beträgt die Bildbreite/Bildausschnitt, den ihr auf eurem Bildschirm seht, gerade mal 9mm.

 

Bei ABM 5:1 beträgt die Bildbreite/Bildausschnitt, den ihr auf eurem Bildschirm seht, gerade mal 7mm.

 

Bei ABM 6:1 beträgt die Bildbreite/Bildausschnitt, den ihr auf eurem Bildschirm seht, gerade mal 6mm.

 

Ich hoffe das euch nun durch diese Erklärung der ABM die Aufnahmen etwas klarer sind.

Dies ist die fertige Aufnahme des oben gezeigten Making-Off Bildes.

 

Der Abbildungsmasstab beträgt 5:1

 

Das heisst also das die Bildbreite, der Bildausschnitt, den ihr hier seht, gerade mal 7mm in Wirklichkeit beträgt.

Wenn ich dann nachhause komme, lade ich die Aufnahmen auf den Rechner runter und setze sie in einem speziellen Programm, Helikon Fokus Pro, zu einer gesamthaften Aufnahme zusammen und erhalte damit eine durchgehende Schärfe, von dem Punkt wo ich anfing bis, zu dem, wo ich aufgehört habe. Maximal kann das Programm 999 Bilder verarbeiten, was ich aber noch nie erreichte. Wenn ich mich nicht irre war das grösste Paket bis an hin ca. 825 Aufnahmen, die ich dem Programm zum Verarbeiten gab. Danach geht es ganz normal wie andre Aufnahmen in die Bildentwicklung. Natürlich braucht es dazu auch einen entsprechenden Rechner, der genügenden Leistung und Arbeitsspeicher/Grafikkarte hat.

Nun noch was zu meiner Arbeitsweise.

 

Wie ich ja schon zu Anfang erklärte, mache ich alles von Hand, ich benutze nicht die Interne Focus bracketing der Kamera.

 

Warum?

 

Ich, möchte entscheiden, wo ich anfange und wo ich aufhöre das Motiv zu Stacken. In den Anfängen des Focus bracketing konnte man bei der Canon den Autofokus nicht deaktivieren, wen man den Auslöser durchdrückt und so verschob sich der Messpunkt immer wieder wo anderes hin. Mittlerweile kann man diese Funktion den AF, in einem eigenen C1 Menü ausschalten. Doch immer noch muss ich den Anfangs umständlich manuell suchen, dann die Anzahl der Bilder eingeben, die Abstände der Aufnahmen,  und auslösen. Natürlich ist diese Focus bracketing sehr schnell, doch auch sehr umständlich. Wenn ich zu viel oder zu wenig Bilder auswähle, habe ich das Problem, dass das Motiv zb. nicht komplett durchgesackt ist oder ich vermülle mir die SD-Karte unnötig mit überflüssigen Bildern. Des weiteren sind auch die schnellsten SD-Karten kaum in der Lage die RAW-Bilder so schnell zu schreiben, respektive ist der Puffer der Kamera immer zu klein. Und ich arbeite ausschließlich im RAW-Format. Denn ich möchte das bestmögliche, maximale an Bildinformationen, um so die Möglichkeit zu haben eine tolle Aufnahme  hinzubekommen, das JPG-Format sagte mir da nicht zu.

 

Nun sagt der eine oder andere aber die Insekten halten ja nicht so lange still……deswegen gehe ich ja auch in den frühen Morgenstunden raus, wo sie noch schlafen, es etwas kälter ist, sie ev. mit Tau bedeckt und sind und sich noch nicht zur Arbeit aufgemacht haben….....

Mit meiner Technik komme ich in der Regel zu 95 Prozent zu einem Resultat.

 

 

Wie ihr auch an den Making-Off Aufnahmen seht, Arbeite ich mit Pflanzenklammern, den nicht immer ist es windstill. Das Stacking-programm, Helikon Fokus Pro verfügt zwar über Einstellungen die kleine verwackler erlauben, doch das geht immer auf Kosten der Abbildungsschärfe, daher ist es sehr wichtig das Beste möglichste schon vor Ort zu erreichen.

 

Um die Lichtbedingungen so optimal zu gestalten, wie es geht, arbeite ich mit Diffusoren und Reflektoren.

 

Ich benutze auch verschiedenen LED-Lampen. Bei denen sollten ihr darauf achten, dass sie einen guten CRI-Wert aufweisen, sodass die Farben echt bleiben.

 

So sich hoffe das sich mit diesen Erklärungen euch ein wenig helfen konnte, um meine Arbeitsweise und das Entstehen der Aufnahmen näher bringen konnte.

 

Danke für Euer Interesse